(Auf dem Foto sind zu sehen (v.l.n.r.): Frau Ghafury, Frau Fernholz, Herr Ranft)

In der Andacht am 28.01.2019, zum Anlass der Übergabe der Spenden an die Initiative Afghanisches Hilfswerk e.V., empfing die Melanchthon-Schule zwei Gäste. Frau Ghafury, die Gründerin der Initiative, und Herr Forst, ein ehemaliger Lehrer aus Amöneburg und mittlerweile guter Freund von Frau Ghafury, erklärten in der Andacht der Schule, wofür die Spendengelder der Schule genutzt werden sollen und welche große Hilfe sie für die Initiative sind. Anschließend nahmen die beiden Gäste an einer Fragerunde der Schülerinnen und Schüler der Q1 und Q3 teil, bei welcher es zu einem regen Austausch kam.

Frau Ghafury kam ursprünglich aus Afghanistan und musste im Zuge von Krieg und Verfolgung im Jahr 1992 aus ihrem Heimatland fliehen. Nach einer Frage einer Schülerin aus der Q1, wie es denn zur Flucht aus Afghanistan kam, erzählte Frau Ghafury in der Fragerunde die vergangenen Erlebnisse und die tragische Flucht aus ihrem Heimatland.

Frau Ghafury erzählte, dass ihr Leben am Anfang des Krieges noch nicht gefährdet war. Doch islamische Kämpfer eroberten Nordafghanistan, was eine große Bedrohung für sie, ihren Mann und ihre drei kleinen Kinder darstellte. Also flüchteten sie, denn es war klar, wer blieb, musste mit Verfolgung durch die islamischen Kämpfer rechnen. Während der Zeit des Krieges wurden in Afghanistan über 60.000 Menschen getötet. Kabul, die Hauptstadt Afghanistans, war danach fast komplett zerstört. Glücklicherweise, so berichtet Frau Ghafury über ihre Flucht, gab es im Norden Afghanistans einen Pass. Durch diesen Pass, den sogenannten Salang Pass, konnte man von Kabul in Richtung Norden flüchten. Und die Familie hatte Glück, denn nur eine Woche nach ihrem Entschluss zur Flucht wurde der Pass komplett geschlossen, sodass niemand mehr aus dem Land fliehen konnte. Vor ihrer Flucht verkauften sie fast ihr gesamtes Hab und Gut. Es war schlimm für sie, ihr eigenes Land verlassen zu müssen. Die Erinnerung an die Flucht schmerzt sie noch heute, berichtet Frau Ghafury. Doch sie liebt Deutschland sehr. Aber, so fügt sie hinzu, das sei nicht das gleiche Gefühl wie für ihre eigene Heimat. Frau Ghafury betonte anschließend, dass es ein unbeschreibliches Gefühl sei, aus der Heimat fliehen zu müssen.

Afghanistan war durch den Krieg komplett zerstört. Also baute sie sich mit ihrem Mann und ihren Kindern eine neue Existenz in Deutschland auf. Nach zwei Jahren in Deutschland fing sie an, als Betreuerin bei einer afghanischen Familie zu arbeiten. In 2010 reiste sie nochmals zurück nach Afghanistan, aber sie hatte das Gefühl, dass es anders war. Zu der Zeit hatten Frauen immer noch keinen Zugang zu Bildung. Doch die Frauen dort wollten in die Schule, um zu lernen und um zu arbeiten. Diese Frauen und Mädchen zu fördern, war auch der Plan ihres Mannes, welcher in 2007 nach Afghanistan reiste, um Schulen für Mädchen zu erbauen. Die vom Ehepaar Ghafury gegründete Initiative Afghanisches Hilfswerk e.V. soll dabei helfen, Mädchen in Afghanistan einen Zugang zu Bildung zu ermöglichen.

Im Anschluss an Frau Ghafurys Ausführungen erwähnte Herr Forst zudem, dass viele Leute denken, dass so etwas wie Schule, selbstverständlich und normal sei, dabei vergesse man, dass andere so viel dafür tun müssen und dass es in manchen Ländern dieser Welt keine Selbstverständlichkeit darstellt, zur Schule gehen zu dürfen.

Dieses Projekt öffnete den Mädchen aus Afghanistan viele Aussichten auf ein besseres Leben und eine neue Zukunft. Die Melanchthon-Schule freut sich daher, mit ihren Spenden dieses wichtige Vorhaben zu unterstützen!

(Text: Jovana Schmerer)