Zu Beginn dieses Jahres erregte ein Angebot für ein Schulprojekt der Firma Stratoflights die Aufmerksamkeit von Herrn Seebold, dem Leiter des Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Aufgabenfeldes der Melanchthon-Schule Steinatal: Ein heliumgefüllter Wetterballon mit einer kleinen Sonde, bestückt mit Kamera und Sensoren für Druck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, GPS-Position und Höhe sollte bis in die Stratosphäre fliegen können.

Interessierte Schüler aus den Klassen 8 bis 12 waren schnell gefunden, und so wurde das Projekt in die Tat umgesetzt. Mit der finanziellen Unterstützung des Fördervereins der Melanchthon-Schule wurde der Bausatz für den Ballon angeschafft und im Laufe des Halbjahres die Sonde mit zwei Kameras, den Sensoren und einem GPS-Ortungsgerät zusammengebaut. Die Sonde selbst bestand aus einem würfelförmigen Kasten aus Styropor, um einerseits Gewicht einzusparen, andererseits bei einer möglichen Landung in einem Gewässer schwimmfähig zu sein. Denn je nach Wetterlage hätte der Ballon vom Wind bis über die Landesgrenzen hinaus getragen werden können. Deshalb musste der Start auch von den zuständigen Behörden genehmigt, von der Deutschen Flugsicherung überwacht und auch versichert werden. Für alle Fälle wurde ein Zettel mit einer Telefonnummer an der Box angebracht (was sich später noch als nützlich erweisen sollte).

Am 18.06.19 war es dann soweit: Unter dem Jubel der Schulgemeinde hob der Ballon vom Sportplatz der Melanchthon-Schule ab und entschwand im Himmelsblau. Der heliumgefüllte Wetterballon aus einem dehnbaren Kautschuk-Latex-Gemisch sollte seinen anfänglichen Durchmesser von ca. 2 m mit zunehmender Höhe vergrößern, bis er aufgrund des immer niedriger werdenden Luftdrucks platzen würde. Ein Fallschirm sollte dann für einen sanften Rückflug zur Erde sorgen.

Es blieb zu hoffen, dass er unbeschadet nach der Landung geborgen werden konnte. Anhand der aktuellen Wetterdaten konnte Kassel als Landeort vorausberechnet werden, und so fuhr die Gruppe mit dem schuleigenen Bus los. Leider versagte im Laufe des Flugs der GPS-Tracker, so dass der Ballon nicht mehr geortet werden konnte. Ohne ihn finden zu können fuhr man mittags mit großer Enttäuschung wieder zurück. Als die Hoffnung, den Ballon jemals wieder zu Gesicht zu bekommen, schon fast geschwunden war, kam abends der erlösende Anruf: Eine Frau aus Kassel hatte den Wetterballon im Garten ihres Mietshauses entdeckt. Sofort machte sich Herr Seebold auf den Weg, um die Sonde zu bergen.

Das Auf und Ab der Gefühle wurde mit atemberaubenden Aufnahmen vom Flug belohnt. Die erste Auswertung der Sensorendaten ergab, dass auf dem dreieinhalbstündigen Flug eine Höhe von 40 km (!) erreicht wurde (zum Vergleich: Ein Verkehrsflugzeug fliegt in etwa 10 km Höhe). Dabei sank die Außentemperatur bis auf -45 °C, der Luftdruck auf nahezu 0. Mit zunehmender Höhe stieg die Temperatur wieder bis auf 20 °C am Gipfelpunkt an. Auf den Videos kann man die Erdkugel, umsäumt vom zarten blauen Band der Atmosphäre, im tiefen Schwarz des Weltalls bewundern und ein Gefühl für die Wichtigkeit, unseren Planeten zu schützen, bekommen.

Alles in Allem war es ein gelungenes fächer- und jahrgangsübergreifendes Schulprojekt, das vielfältige Möglichkeiten zur weiteren Behandlung im Unterricht bot.

Hintere Reihe v.l.: Daniel Brandt, Sebastian Schnell, Daniel Bondarenko, Torben Ritter, Sebastian Knauf, Julian Glänzer, Fabio Freitas

Vordere Reihe v.l.: Michael Seebold, Moritz Becker, Mathieu Corsham, Esther Hahn, Daniel Borek, Nele Braunsteiner (Es fehlt Simon Mietzner)

 

Flugroute:

Temperaturverlauf:

 

(Text und Bild: Michael Seebold)