Und? Draußen gewesen? Vielleicht auch dankbar gewesen? Wer jetzt nur Bahnhof versteht, der muss noch einmal runterscrollen zur Andacht vom 08.06.2020. Dort findet sich der erste Teil. Es ging um Dinge, für die ich dankbar bin. Dinge, die gut auf einen Dankbarkeitszettel passen. Und gerade in sommerlicher Natur kann man da eine Menge entdecken. Deshalb hieß und heißt der Titel auch: „Ich bin dann mal draußen“.

 

„Ich bin dann mal draußen“. Dies könnte aber auch ein Satz für den Jahresrückblick 2020 sein.

„Ich bin dann mal draußen“. Ganz viele Menschen hat es in der Corona-Zeit nach draußen gezogen. Der Garten musste gepflegt und verschönert werden. Vater, Mutter, Kinder, Oma und Opa und viele mehr – alle waren im Einsatz. Hier entsteht eine schöne Terrasse neu, dort wird ein kleiner dekorativer Vogelteich angelegt und einen Garten weiter wird ein Gatter für Hamster und Hühner abgesteckt. Und natürlich: Jäten, graben, bepflanzen und sähen – jede und jeder konnte sich reichlich austoben. Wer – wie ich – nicht mit einem grünen Daumen gesegnet ist, der verbringt die Zeit aktiv in der Natur. Wandern, Walken, Joggen oder Radfahren regt nicht nur den Kreislauf an. Sondern Wald und Wiesen erfreuen mein Gemüt dabei.

 

Dass die Natur hilfreich und dienlich ist, dass wusste ja schon der 104. Psalm. Dort heißt es: Du, Gott, lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen (V. 14). Mir ist durchaus bewusst, dass der biblische Beter hier zuerst an die sättigenden Lebensmittel denkt, die die Erde hervorbringt. Aber weil der Mensch nicht allein vom Brot lebt, ist mir dieser Zusammenhang gegenwärtig so wichtig. Gott schenkt uns die Natur, seine Schöpfung, damit wir einen Nutzen von ihr haben.

 

Alljährlich sehen wir den Nutzen der Natur im Reifen von Obst und Getreide. Aber Gottes Schöpfung macht uns noch anders reich. „Ich bin dann mal draußen“ – in diesem Satz steckt eine Menge Sehnsucht. Ich bin dann mal draußen – in der heilen Welt (auch wenn sie gar nicht so heil ist – wie wir ja wissen). Gegenwärtig fühlt sich die Natur aber als heile Welt an. Hier kann ich sein, hier will ich bleiben. Draußen fühlt sich besser an als drinnen. Es ist ein Bergen in der Natur. Und überhaupt: Gottes Schöpfung war schon immer eine große Kirche mit wunderschönen und veränderlichen Kirchenfenstern. Ob wir uns zurzeit auf dieses „Kirchengebäude“ gerne und vermehrt einlassen, weil übliche Kirchen enger und starrer sind?

 

In der langen Geschichte Gottes mit uns Menschen haben Christinnen und Christen schon immer im „Buch der Natur“ gelesen. In mittelalterlichen Zeiten diente dieses „Buch“ als Möglichkeit, Gott zu erkennen. Wer Gott mit seinen Augen in der schönen und bunten Welt zu entdecken sucht, der ist tatsächlich Gott auf der Spur. Jedenfalls scheint der alte Sponti-Spruch „Wer Gott in der Natur sucht, der soll sich vom Oberförster beerdigen lassen“ heute kaum noch Gültigkeit zu besitzen. Gott ist ganz gewiss auch in der Natur.

 

Ich werde einfach den Eindruck nicht los, dass der Gang nach draußen eine wunderbare Therapie gegen den Corona-Blues ist. Mir selbst wäre die Decke auf den Kopf gefallen, wenn es nicht möglich gewesen wäre, nach draußen zu gehen. Wie mir scheint es vielen zu gehen. Gottes Schöpfung entfaltet eine wohltuende Seite. Draußen spürt man Gott am Werk. Ich bin dann mal draußen. Vermutlich ist Gott auch draußen und fährt Fahrrad – aber dies ist eine andere Geschichte.

 

Bleiben Sie behütet. Amen.