Es ist Juni. Mehr Frühsommer als Frühling. Vielleicht einer der schönsten Monate. Aber darüber kann man gewisslich streiten. Bestimmt gibt es Menschen, die alle Monate schön finden. Es ist Juni – und es ist kein Abitur. In diesem Jahr finden keine mündlichen Abiturprüfungen an der Melanchthon-Schule statt. G9, G8 – ihr wisst ja. Eigentlich ist es der schulische Höhepunkt im Schuljahr. Alles konzentriert sich darauf.

Ja, es ist schon beachtlich, wie viele junge Menschen an unserer Schule durch die mündlichen Abiturprüfungen gegangen sind. Dabei werden den Abiturientinnen und Abiturienten ganz unterschiedliche Gedanken beim Bestehen gekommen sein. Da dürfte die Bandbreite zwischen „hochzufrieden“, „erwartungsgemäß“ und „etwas enttäuschend“ liegen. Oder zwischen „Da hat man sich so akribisch vorbereitet und dann war alles halb so wild!“, „Die Idee mit den Lernzetteln wäre vielleicht doch keine schlechte gewesen!“ oder „Es war noch schlimmer als ich vorher gedacht habe!“ Jedes Jahr – außer eben in diesem – vollziehen die Abiturientinnen und Abiturienten ihr „Mündliches“ und legen damit meist ihre allgemeine Reifeprüfung ab.

Warum an dieser Stelle von mündlichen Abiturprüfungen die Rede ist? Weil wir uns erinnern! Das ist bei Kirche so. Sämtliche Einrichtungen in der Kirche leben eine Erinnerungskultur. Egal ob Kirchengemeinde, Kindertagesstätte, Diakonie oder eben eine kirchliche Schule – wir erinnern der Menschen, die mit uns zu tun haben. Dass ist uns quasi von Gott in unser kirchliches Stammbuch geschrieben worden. Weil Gott ständig gedenkt, gedenken auch wir.

Das braucht vielleicht eine Erklärung. Könnte ich mir vorstellen. In vielen schönen Erzählungen in der Bibel schmiedet Gott einen Bund mit den Menschen. Man will sich gegenseitig treu sein. Gott erinnert sich daher immer wieder daran, dass er seine Treue hält. Über die menschliche Seite hüllen wir ein Mantel des Schweigens. Die sieht nicht so rosig aus. Aber Gott zieht das gewissenhaft durch. Bleibt sich treu – und uns wohlgesonnen. Schlicht gesagt: Er denkt an uns.

Und was macht Kirche? Richtig! Sie erinnert sich auch an anvertraute Menschen. Insofern sind uns die ehemaligen Abiturientinnen und Abiturienten wichtig. Und gleichfalls werden uns die zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten, sprich unsere jetzigen Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 5-Q1, wichtig sein.

Wir erinnern – mit diesen Andachtsworten, mit Gedanken an alte Zeiten. Nicht selten haben ja Erinnerungen den Hang zur Hoffnung. Was wohl die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1988 und des Jahrgangs 2005 machen? Hoffentlich geht es den ehemaligen Lernenden gut? Das sind Fragen, die ins Gebet einmünden. Der Juni ist halt ein schöner Monat. Ein Monat zum Gedenken.

Bleibt gesund und behütet!