Für die einen ist sie ein großes Ärgernis - gerade jetzt, gerade in diesen doch noch unsicheren Zeiten. Für die anderen gehört sie zur schönsten Nebensache der Welt. Nun ja, zwei Extrempositionen. Die Rede ist natürlich von der UEFA Fußball-Europameisterschaft. Hängen wir es also etwas runter. Jürgen Klopp, der Trainer des FC Liverpool, ist da dicht dran: „Am Ende ist es nur Fußball.“ Betonung auf dem „nur“. Wie recht er damit hat, wurde am Samstagabend beim Spiel Dänemark gegen Finnland deutlich.***

Aus mehreren Gründen ist die (verspätete) EURO 2020 besonders. Sie findet in vielen europäischen Städten statt. Sonst war ja meist nur ein Land oder waren zwei Länder Gastgeber. Alle schauen natürlich auch auf die Pandemie und ihr unkalkulierbares Geschehen. Mal abwarten. Und diesmal – sportlich will ich mich auch einmischen – muss man sehr darauf hoffen, dass Deutschland sich als Turniermannschaft zeigt, denn die Topfavoriten sind andere.

Wenn es zeitlich klappt bzw. möglich ist, dann werde ich trotzdem gerne einschalten. Und ganz genau schaue ich vor dem Spiel zu. Nein, die Hymnen interessieren mich nur zum Teil. Aber ich finde es interessant und spannend, wenn die hochbezahlten Fußballprofis genau das tun, was Kreisklasse-Kicker eben auch tun. Man berührt mit dem rechten Fuß zuerst den Platz. Oder man läuft als Letzter der Mannschaft auf das Spielfeld. Auch das kurze Streicheln des Rasens habe ich schon bemerkt. Und nicht zu vergessen, die religiösen Rituale, die man vor dem Spiel sieht. Hochbezahlte Fußballspieler sprechen ihr Gebet. Mal mit offenen Augen, mal mit geschlossenen Augen. Vertrauen sich Gott an und hoffen auf sein Wirken. Vermutlich beten sie für ihre Gesundheit, weniger wohl für den Erfolg. Bestimmt auch für ihre eigene Leistung, manche dürften auch alle Mitspieler mit im Blick haben, indem sie auch für deren Wohlbefinden beten.

Mich freut es immer ungemein, wenn Sportler – natürlich gilt dies auch für Sportlerinnen – auf dem Platz stehen, die einen Draht nach oben haben. Dann spüre ich etwas davon, wie wunderbar es ist, wenn man in Gottes Team spielt. Ich laufe dann mit ihnen im gleichen Trikot – das mit dem Fisch auf der Brust – auf. Und David Alaba überlässt mir die Zehn, weil er von meinen spielerischen Fähigkeiten überzeugt ist. Und selbst wenn ich gar nicht so technisch beschlagen bin oder wäre, in Gottes Team geht man so miteinander um.

Dann wird gespielt. Und beim Torjubel geht der Zeigefinger dankbar Richtung Himmel.

Bleibt gesund und behütet!

***Die obige Andacht war schon geschrieben und eigentlich auch schon eingestellt. Während des Spiels Dänemark gegen Finnland erlitt der dänische Topspieler Christian Eriksen einen Zusammenbruch, sodass er auf dem Spielfeld reanimiert werden musste. Es ging um Leben und Tod. Während dieser schier unendlichen Minuten drehte sich nichts um Fußball. Spieler von beiden Mannschaften weinten, schlugen die Hände vors Gesicht oder falteten die Hände zum Gebet. Ähnliche Bilder auf der Tribüne. Die Kommentatoren taten sich zunächst schwer mit dem eigentlich einfachen Satz: „Jetzt hilft nur noch hoffen und beten!“ Er kam dann doch. Die Nachricht vom stabilen Gesundheitszustand von Christian Eriksen ist wohl schon am zweiten Spieltag die beste und wichtigste der EURO 2020. Gott sei Dank!