Ein besonderes Anliegen des Fachbereiches Geschichte der Melanchthon-Schule Steinatal ist die Vermittlung der Nachkriegsgeschichte und im Besonderen die Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur in der DDR.

Deshalb beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q2 in der letzten Schulwoche vor den Sommerferien im Rahmen eines Projektes mit  der Rolle und den Methoden der Staatssicherheit in der DDR, dem Aufbau der Grenzanlagen und der grundsätzlichen Problematik des Kalten Krieges.

Zunächst berichtete Frau Birgit Schlicke in einem Zeitzeugengespräch, wie sie im Oktober 1985 als 16-jährige Schülerin in Konflikt mit der Staatsmacht kam. Das Tippen eines Briefes an die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, mit dem die Familie Schlicke ihren Ausreiseantrag unterstützen wollte, brachte ihr schließlich im Februar 1988 sechs Monate Untersuchungshaft in einem Stasi-Gefängnis und zweieinhalb Jahre Haft im berüchtigten Frauenzuchthaus Hoheneck in Sachsen ein, das sie nach dem Mauerfall im November 1989 nach einer Amnestie verlassen konnte. Im Verlaufe des Vortrages und des anschließenden Gesprächs wurde aufgezeigt, welchen Schikanen, Erniedrigungen und Beleidigungen ausreisewillige Bürger in der DDR ausgesetzt waren. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sehr interessiert und stellten zum Teil auch sehr persönliche Fragen, auf die die Zeitzeugin keine Antwort schuldig blieb. Letztlich wurde deutlich, dass Freiheit und Demokratie Werte sind, die es immer wieder zu verteidigen und neu zu gestalten gilt – oder in den Worten des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (BStU) Roland Jahn : „ Je besser wir Diktatur begreifen, umso besser können wir Demokratie gestalten.“

Am zweiten Projekttag besuchten die Schülerinnen und Schüler der Kurse Grow und Heubel die Gedenkstätte Point Alpha in der Rhön, die Schülerinnen und Schüler von Frau Forst und Herrn Grede das Grenzmuseum Schifflersgrund nahe Bad Sooden-Allendorf.Der Besuch der Grenzmuseen thematisierte die deutsche Teilung, den Auf- und Ausbau der Grenzanlagen sowie den Lebensalltag im Sperrgebiet auf anschauliche und eindrückliche Weise. Ein Workshop zur Geschichte der DDR-Staatssicherheit und ein Theaterstück über die „Hundegrenze“ rundeten das Programm im Schifflersgrund ab.

Der letzte Projekttag bot Gelegenheit, die vielfältigen Eindrücke und Erfahrungen auszutauschen und auszuwerten sowie die in den Grenzmuseen gewonnenen Informationen und Kenntnisse einzuordnen.

(Text und Bild: H. Grede)