Leidenschaftliche Jungforscher, tiefe Einblicke und durchweg herausragende Abschlusspräsentationen:

Das 11. Erfinderlabor des Zentrums für Chemie (ZFC) ging am vergangenen Freitag in ein überaus spannendes Finale. Die Abschlusspräsentation markierte den Höhepunkt des einwöchigen Workshops, bei dem 16 Schülerinnen und Schüler aus ganz Hessen eine gehörige Portion Engagement und Kreativität unter Beweis gestellt haben. Einer der Teilnehmer war auch Andreas Mäckel von der Melanchthon-Schule

 

Das Erfinderlabor für hochbegabte Schülerinnen und Schüler aus der gymnasialen Oberstufe befasste sich diesmal mit dem Themenkomplex Nanotechnologie und bot den Teilnehmern die seltene Möglichkeit zum aktiven Forschen in einem professionellen Umfeld. Zum mittlerweile 11. Mal hatte das Zentrum für Chemie mit Sitz im südhessischen Bensheim besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler aus insgesamt 255 qualifizierten Kandidaten ausgesucht. Das Interesse war erfreulich hoch: Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete das ZFC nahezu die doppelte Anzahl an Bewerbern. Seit dem ersten Erfinderlabor 2005 waren 160 Schüler beteiligt.

An der Philipps-Universität Marburg konnten die Teilnehmer zeigen, was in ihnen steckt. In Vierergruppen experimentierten sie in den Laborräumen des Fachgebiets Makromolekulare Chemie mit diversen Nano-Effekten. Doktoranden aus dem Team der renommierten Chemie-Professoren Dr. Andreas Greiner und Dr. Seema Agarwal haben die Schüler lediglich in technischen Belangen unterstützt und konstruktiv begleitet. „Wir haben sehr fleißige und kenntnisreiche Schüler erlebt, deren Forschungsdrang fast immer in die richtige Richtung ging“, zeigte sich Greiner begeistert von der „chronischen Neugierde“ der Teilnehmer. Der namhafte Wissenschaftler begleitet das Erfinderlabor seit Jahren und sprach in Marburg von einer „außergewöhnlich fruchtbaren Zusammenarbeit“.

 „Ich bin begeistert. Die Schüler haben ein komplexes Thema anschaulich und vor allem nachvollziehbar dargestellt“, so Dr. Andreas Ritzenhoff. Der Geschäftsführer der Seidel GmbH & Co. KG hat für sein Unternehmen sogar „konkrete Anregungen“ aus dem Erfinderlabor mit nach Hause genommen. „Brechen Sie die Schule ab und fangen Sie bei uns an!“, so Ritzenhoff augenzwinkernd.

Das Marburger Weltunternehmen gewährte den Teilnehmern wertvolle Einblicke in die industrielle Anwendung der Nanotechnologie. Als Hersteller von Spezialverpackungen für die Kosmetikindustrie nutzt das Weltunternehmen nanotechnologische Verfahren, um Oberflächen hinsichtlich Funktionalität und Optik zu bearbeiten.

Der Hessische Wirtschaftsminister Florian Rentsch betont den Stellenwert des Erfinderlabors als nachhaltige Initiative zur Technologie- und Fachkräftesicherung am Wirtschaftsstandort Hessen. „Durch die enge Verknüpfung von Industrie und Hochschule erlebt die hessische Nachwuchselite das hohe Potenzial der Nanotechnologie.“ Bereits in den vergangenen Jahren habe das ZFC-Erfinderlabor durch die Kombination aus zielorientiertem Forschen und dem Ausprobieren neuer Wege zahlreiche naturwissenschaftlich begeisterte Schüler für Zukunftstechnologien fasziniert.

 „Wir waren sehr motiviert. Das Team der Uni Marburg hat uns tiefe Einblicke ermöglicht“, kommentiert Manon Koch von der Georg-Christoph-Lichtenberg-Schule in Kassel, die auch das abwechslungsreiche Freizeitprogramm lobt. Die professionellen Rahmenbedingungen waren für Andreas Georg Mäckel aus der Melanchthon-Schule in Steinatal eine der nachhaltigsten Erfahrungen beim Erfinderlabor: „Man konnte mit einem Elektronenmikroskop arbeiten. Die Möglichkeiten sind mit jenen in der Schule nicht vergleichbar.“ Vom Kasseler Friedrichsgymnasium unterstreicht Alexander Drechsel-Grau die Chance, in exklusiver Atmosphäre eigene Ideen entwickeln und überprüfen zu können. „Der Unternehmensbesuch bei Seidel hat den Bezug von Wissenschaft und Anwendung hergestellt.“

Dass nicht jeder Versuch auf Anhieb geklappt hat, kommentieren die Teilnehmer durchweg als praxisnah und realitätsbezogen: „Da musste man eben durch“, so Manuela Hoffmann (St. Ursula Schule Geisenheim) über eine „Durststrecke“ im Labor, die von der Gruppe ambitioniert bewältigt wurde. „Die Herausforderung lag darin, eine Präsentation zu gestalten, die sowohl Experten wie auch Laien überzeugt“, beschreibt Emanuel Urmann von der Internatsschule Schloss Hansenberg die Vorbereitung auf die Abschlusspräsentation, die von einer kritischen Jury bewertet wurde.

Für die Abschlussveranstaltung im Chemikum Marburg war den Teilnehmern ein enger Zeitrahmen gesteckt. Bis spät in die Nacht arbeiteten die Teams an der Präsentation ihrer Ergebnisse. Die Themen: „Hoch effektive Katalyse durch Nanostrukturierung“, „Nanoporöse Oberflächen und ihre Eigenschaften“, „Magnetische Eigenschaften – Superparamagnetismus und Ferrofluide“ und „Künstliche Insektenflügel mittels orientierter elektrogesponnener Polymernanofaservliese“. Mit Ausdauer, Know-how und Freude am Forschen haben die Schüler mehr als eine Hürde gemeistert.