Jäger und Sammler. Dass uns Menschen dies in den Genen liegt, merke ich immer um den schulischen Halbjahreswechsel. Dann wird überdeutlich, dass es allein mit dem Jäger in mir nicht getan ist. Den Sammler braucht es nämlich auch. Es beginnt zwar immer mit der Jagd nach guten Angeboten, die auch mein Arbeitsleben verbessern - wie etwa der Laptopständer für eine bessere Haltung am Schreibtisch, Druckerpatronen, Rotstifte usw. Jetzt im Jahr 2021 folgt aber nun das mühsame Sammeln. Wo sind noch mal die verflixten Belege hin? Hatte ich sie etwa doch nicht in den grünen Briefkorb gelegt? Die Steuererklärung steht doch an. Und der bewegliche Ferientag räumt ordentlich Zeit ein. Quittungen, Rechnungen, Bescheide und anderes mehr – alles muss nun zusammengesammelt werden. Aber warum erzähle ich dies eigentlich? Gibt es etwas Langweiligeres als die alljährliche Steuererklärung? Das dürfte doch Schülerinnen und Schüler eigentlich gar nicht interessieren?
Vor ein paar Jahren ist Kritik am Schulsystem von einer Siebzehnjährigen aus Köln in den Medien bekannt geworden. Sie betonte mit Nachdruck, dass sie fast 18 sei und keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen habe. Dafür könne sie aber ein Gedicht analysieren. In vier Sprachen, schiebt sie nach. Die Zustimmung war gewaltig. Es ist wohl so, für das Leben braucht es Lebensklugheit. Mein erster Rat für die Zeit nach der Schule wäre dann: Hebt ja ordentlich alle eure Belege auf.
An diesem Punkt fängt natürlich die christliche Lebensklugheit bezüglich des Sammelns und der Steuer erst an. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gott ist.“ „Sammelt euch Schätze im Himmel.“ So die Weisheiten von Jesus. Bei christlicher Lebensklugheit muss schon etwas höher ins Regal gegriffen werden. Schätze im Himmel sammeln wir, um sie Gott zu geben. Die Schätze im Himmel bekommt Gott. Keine Ahnung, wo Gott nun meine Freude am Leben sammelt, wo er meine Hoffnung hintut. Ob er die Freundlichkeit zu anderen Menschen in einem Ordner abheftet? Vielleicht speichert er auch meine staunenden Blicke auf das Wunderbare in der Welt in einer himmlischen Cloud – Foto mit Gesichtsausdruck inklusive. Wie auch immer. Aus der Bibel weiß ich, dass Gott meine Tränen – vermutlich die schönen und die bitteren – in einem Krug sammelt (Ps 56, 9). Da wird er für anderes auch schon einen ordentlichen Platz haben. Und unsere gesammelten Schätze nehmen hoffentlich viel Raum im Himmel ein. Sammelt mit. Dies wäre dann der weit wichtigere Rat. Sammelt mit, auf dass der Himmel voll werde.
Bleibt gesund und behütet!